Montag, 3. Januar 2011

Kapitel 3: Die Parallelgesellschaft

Saudi-Arabien gehört zu den Ländern mit den wenigsten Feiertagen und  Laut islamischen Kalender schreiben wir das Jahr 1432. Das Wochenende ist deshalb nicht wie bei uns in Europa an Sams-/Sonntagen sondern Donnerstags und Freitags. Die abendliche Unterhaltung beschränkt sich in der Regel auf einen Besuch in einem Restaurant. Es gibt weder Kinos, Theater, Discos noch öffentliche Strände. Alkohol, Tanzen und organisierte öffentliche Begegnungen zwischen den Geschlechtern sind nicht gestattet. Das Autofahren ist für Frauen verboten…Wenn man all das liest, fühlt man sich als Europäer in die Steinzeit zurückversetzt und denkt man sei auf einem anderen Planeten gelandet. Aber auch diese so andersartig scheinende Welt ist ein Teil unser.  Es klingt fast so als hätte ich einen langweiligen Jahreswechsel gehabt. Aber auch die „jungen“ Saudis wollen Spaß haben und auf die Kacke hauen (Sex, Drugs and Rock’n’Roll ).  Also wo tut man das am besten wenn es das Gesetz eigentlich verbietet? - Entweder in den Eigenen-Vier-Wänden oder in den Internationalen Siedlungen. Ich lebe in solch einer Siedlung, wo ein anderes Leben stattfindet; abgeschottet von der Außenwelt. Es gibt zwei große Poolanlagen, Restaurants, ein Bowling- und Billardcenter und ein Fitnessstudio. Ich darf hier drin in Badehose rumlaufen. Frauen liegen in Bikinis am Pool, fahren den ganzen Tag lang, wenn ihnen langweilig ist, mit dem Auto in der Siedlung im Kreis und müssen keine Burka (schwarze Verschleierung) tragen. „Europäische Getränke“ werden in Eigenproduktion im Hinterstübchen hergestellt. Ich habe Silvester mit zwei anderen Praktikanten, einem Franzosen, einem Philippino und einem Saudi auf der Bowlingbahn  gefeiert. Um Mitternacht sind wir vor die Tür gegangen, haben mit alkoholfreien Bier angestoßen und die Kinder mit Konfettibomben, Schneespray und Luftschlangenspray beschossen. All diese Sachen hatte der Saudi extra zuvor besorgt. Selbst die Security hat sich wie ein kleines Kind gefreut und mitgemacht. Danach sind wir mit dem Auto durch die Siedlungsstraßen gecruist, haben die Musik laut aufgedreht und habe danach in einem Appartement weitergefeiert – Happy New Year to you all!

3 Kommentare:

  1. Doesn' sound so bad. Keep it coming

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  2. Ist doch mal was anderes. Mit Bier und Sekt kann jeder anstoßen. Ich denke das mit dem nicht vorhandenen Alkohol würde mich weniger stören.

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  3. Da werden die Einheimischen ja echt neidisch auf euch sein!

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