Sonntag, 6. März 2011

Kapitel 5: Bilder

Ahmed & Stephan


Dubai Souk

Gold-Souk

Dubai-Creek

Burj Khalifa


Metro


Mall of the Emirates

Metro im Hintergrund



Future City Dubai

Kapitel 5: 1st Visa Run – „Flying NAS“ macht ganz viel Spaß

Es ist kaum zu glauben wie schnell hier die Zeit vergeht und wie viele Eindrücke ich in dieser kurzen Zeit schon gesammelt habe. Ich werde euch heute über meinen ersten Visa Run berichten, der eigentlich mehr als nur ein Kapitel verdient hat. Ihr werdet euch sicherlich fragen, was ein „Visa Run“ ist. Ich verrate es euch, unter einer Bedingung: ihr müsst das Kapitel bis zum Schluss lesen!

Falls ihr euch dazu entscheiden solltet auch einmal dieses schöne Land zu besuchen, dann braucht ihr ein Visum. Ganz nach dem Motto „du kommst hier net rein“ eignet sich Saudi Arabien leider nicht für die spontane Urlaubsplanung. Für die Einreise in das Königreich braucht jeder Ausländer ein Visum, egal wie lang der eigentliche Aufenthalt auch sein mag. Wir als Praktikanten bekommen ein sogenanntes Business-Travel-Visum für insgesamt 180 Tage Aufenthalt. Doch wo ist da der Haken? Spätestens aller 30 Tage müssen wir das Land verlassen, da uns ein längerer Aufenthalt nicht gestattet ist. Sollte man die 30 Tage überschreiten, kann dies zur Folge haben, dass man ins Gefängnis gehen muss. Wenn ich mir hier unsere Gefängniszellen so anschaue, dann sehen die eigentlich recht komfortabel aus. Immerhin liegen in der einen zwei Bettmatratzen auf denen die Saudis während der Arbeit ab und zu mal ein Nickerchen abhalten. Nichtsdestotrotz ich bevorzuge dann doch lieber die kurze Ausreise, welche von unserem Arbeitgeber zu mindestens auch ein bisschen finanziell unterstützt wird. Ein Visa Run ist also das vorübergehende Verlassen eines Landes mit dem einzigen Ziel, umgehend wieder einzureisen. Also beschloss ich Anfang Januar einen Flug nach Dubai mit NAS Air (eine saudische Billigfluggesellschaft zu vergleichen mit Germanwings oder Tuifly) für das letzte Januarwochenende zu buchen. Zusätzlich reservierte ich mir auch ein Zimmer für eine Nacht im Royal Falcon Hotel. 

Mittwoch, 12. Januar 2011

Kapitel 4: Der Geburtstag – Autoscooter, Spekulatius, Lamm-Kebab & TV-Auftritt

Der Vorabend:
Die Familie ist das Zentrum des arabischen Lebens. Da saudische Familien selbst viele Kinder haben, gibt es im ganzen Land viele Kinderspielplätze und Vergnügungsparks. Wer mich jetzt schon eine Weile kennt, der weiß genau, dass ich total auf Achterbahnen und s.g. Thrill-Rides stehe - je höher, schneller und waghalsiger umso besser. Zu einem Ausflug in einen Vergnügungspark würde ich nie nein sagen, auch selbst wenn ich ein paar Stunden später schon in mein 24. Lebensjahr schreiten werde.
Der Franzose, namens Benoir, aus der Silvesternacht  nahm mich und George, ebenfalls Praktikant aus Dresden, mit zu seinem Lieblings-& Stamm-Vergnügungspark. Er selbst wohnt hier in Jeddah schon seit einem Jahr und kennt sich daher auch ziemlich gut aus. Ihr müsst ihn euch wie einen typischen Franzosen vorstellen: kleine Statur, ein im Vergleich zu seinem birnenförmigen Körper zu klein geratener Kopf, un-über-“h“-örbarer französischer Akzent, sehr überzeugt von seinem Charme und ein Gourmet durch und durch. Er ist Chocolaté und stellt seine eigens-kreierten Pralinen aus bester französischer Schokolade her. Ich durfte selbst schon in den Genuss seiner Kreationen kommen und würde mir am liebsten jeden Tag welche nach Hause liefern lassen, aber dann würde ich auch bald so einen wohlgeformten Kugelbauch wie er bekommen… Zurück zum Thema. Wir fuhren also in den Vergnügungspark. Es ist übrigens der einzige Ort wo man saudische Frauen legal „anbumsen“ kann. Ihr habt richtig gehört. Und wir haben das sogar mehrmals getan, weil es so viel Spaß gemacht hat– mit dem Autoscooter. Man sollte nur aufpassen dass die Burka nicht verrutscht!  Nach 10 Fahrten hatten wir dann doch irgendwann die Nase voll und haben noch die anderen Attraktionen auf Herz und Nieren geprüft. Ich sollte eher sagen, „ich“ habe kein Fahrgeschäft ausgelassen, weil meine Begleitung nicht so schwindelfrei war und sich vor der einen und anderen Attraktion gedrückt hat. In der Achterbahn saß ich ganz alleine und konnte die Fahrt von verschiedenen Positionen aus genießen, fast als würde ich in meiner eigenen Achterbahn sitzen. Ich war auch ganz beruhigt als ich ein TÜV-Schild am Eingang stehen sah. Gefährlicher als eine Autofahrt durch die Straßen Jeddah‘s konnte die Achterbahnfahrt sowieso nicht sein.

Montag, 3. Januar 2011

Kapitel 3: Die Parallelgesellschaft

Saudi-Arabien gehört zu den Ländern mit den wenigsten Feiertagen und  Laut islamischen Kalender schreiben wir das Jahr 1432. Das Wochenende ist deshalb nicht wie bei uns in Europa an Sams-/Sonntagen sondern Donnerstags und Freitags. Die abendliche Unterhaltung beschränkt sich in der Regel auf einen Besuch in einem Restaurant. Es gibt weder Kinos, Theater, Discos noch öffentliche Strände. Alkohol, Tanzen und organisierte öffentliche Begegnungen zwischen den Geschlechtern sind nicht gestattet. Das Autofahren ist für Frauen verboten…Wenn man all das liest, fühlt man sich als Europäer in die Steinzeit zurückversetzt und denkt man sei auf einem anderen Planeten gelandet. Aber auch diese so andersartig scheinende Welt ist ein Teil unser.  Es klingt fast so als hätte ich einen langweiligen Jahreswechsel gehabt. Aber auch die „jungen“ Saudis wollen Spaß haben und auf die Kacke hauen (Sex, Drugs and Rock’n’Roll ).  Also wo tut man das am besten wenn es das Gesetz eigentlich verbietet? - Entweder in den Eigenen-Vier-Wänden oder in den Internationalen Siedlungen. Ich lebe in solch einer Siedlung, wo ein anderes Leben stattfindet; abgeschottet von der Außenwelt. Es gibt zwei große Poolanlagen, Restaurants, ein Bowling- und Billardcenter und ein Fitnessstudio. Ich darf hier drin in Badehose rumlaufen. Frauen liegen in Bikinis am Pool, fahren den ganzen Tag lang, wenn ihnen langweilig ist, mit dem Auto in der Siedlung im Kreis und müssen keine Burka (schwarze Verschleierung) tragen. „Europäische Getränke“ werden in Eigenproduktion im Hinterstübchen hergestellt. Ich habe Silvester mit zwei anderen Praktikanten, einem Franzosen, einem Philippino und einem Saudi auf der Bowlingbahn  gefeiert. Um Mitternacht sind wir vor die Tür gegangen, haben mit alkoholfreien Bier angestoßen und die Kinder mit Konfettibomben, Schneespray und Luftschlangenspray beschossen. All diese Sachen hatte der Saudi extra zuvor besorgt. Selbst die Security hat sich wie ein kleines Kind gefreut und mitgemacht. Danach sind wir mit dem Auto durch die Siedlungsstraßen gecruist, haben die Musik laut aufgedreht und habe danach in einem Appartement weitergefeiert – Happy New Year to you all!

Kapitel 2: Erster Tag - Allah’s welcome gift

Die Ankunft eines Deutschen muss natürlich gebührend gefeiert und begossen werden. Und wie macht man das am besten wenn es keinen Alkohol gibt? Man lässt es so etwa eine Stunde lang in Strömen regnen und flutet sämtliche Straßen. In Saudi regnet es zwei bis drei Mal im Jahr und ich lass mir so ein Event natürlich nicht entgehen. Schaut euch einfach die Bilder an und staunt ;) 







P.S.: ich hab‘s überlebt =)

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Kapitel 1: Das Abenteuer beginnt

Mhhhm... wo fange ich denn am besten an? Immerhin ist das hier mein allererster Blog. Ich schreibe einfach auf was mir gerade in den Kopf kommt. So macht man das doch, wa? Und wers nicht lesen will, der kann ja einfach in der rechten oberen Ecke auf das kleine Kreuz klicken....Ich hätte jetzt voll Bock auf ein schönes goldbraunes kross gebratenes Schnitzel mit Pommes und ner Zitronenscheibe drauf, dazu ein eiskalt gezapftes Pils. Düdüm - ich bin ja heute um 17:55 Uhr (19:55 Uhr nach Saudi-Zeit) in einem Königreich gelandet, wo ich auf sowas für die nächsten vier Monate verzichten muss. Ihr haltet mich sicher für verrückt. Wer geht denn schon freiwillig in die Wüste, verzichtet auf Alkohol, Frauen und andere tolle Dinge, die uns in unserer westlichen Welt erst recht Spaß machen? Vielleicht muss man erst einmal fort gehen, um zu begreifen wie gut man es zu Hause doch eigentlich hat. Und vielleicht bin ich auch ein bisschen verrückt.

Das Abenteuer begann heute morgen bei -15°C in Moritzburg. Die Fahrbahn auf dem Weg zum Flughafen war so stark vereist, dass man locker eine Partie Curling darauf hätte spielen können. Nichtsdestotrotz bin ich gesund und munter am Dresdner Flughafen angekommen und wurde noch von meinen Liebsten verabschiedet. Der Flieger nach Frankfurt hob pünktlich ab. Und eigentlich gibts über diesen Flug auch nichts Besonderes zu berichten. Aber ein bleibender Eindruck ist mir dann doch noch geblieben. Ich habe noch nie im meinem Leben so viel Schnee auf einmal von der Luft aus gesehen. Frau Holle hat ganze Arbeit geleistet und keinen Fleck ausgelassen. Von Dresden bis zum Erzgebirge und von Leipzig bis zum Harz war alles mit einer glitzernd-weissen Schneedecke überzogen. In Frankfurt stieg ich dann in die große Maschine. Ein modernes Teil sag ich euch - mit Touchscreen-Fernsehern in den Kopfstützen, wo einem ein Multimediaprogramm vom Allerfeinsten geboten wurde. Schade dass die Flugzeit nur 4 1/2 Stunden betrug, sonst hätte ich mir noch viel mehr Spielfilme, TV-Serien und Musicchannels reingezogen. Den Flieger hatte ich fast für mich allein. In einem Jumbojet wo normaler Weise knapp 400 Passagiere Platz finden, saßen gerade mal eine Busladung voll. Ich konnte mich auf meinem Platz schön ausbreiten und hab das Boardpersonal gut auf Trab gehalten. Dank der sehr aufmerksamen Crew (Getränke bis zum Abwinken, ein Snack hier ein warm gemachtes Frischetuch dort...) verging die Zeit wie im Flug. Wir sind über die Alpen, nach Kroatien, über Kreta, Richtung Kairo, dann immer am Nil entlang und zu guter Letzt übers Rote Meer nach Jeddah geflogen. Leider war bei der Landung alles schon stockduster sonst hätte ich euch ein Vorher-/Nachherbild (Schnee vs. Sand) gemacht. Im Flughafengebäude musste ich dann noch durch die Passkontrolle und wer schon einmal in einem orientalischen Land war, der weiß, dass die Uhren dort anders ticken. "Schwayya Schwayya" was so viel heißt wie: Immer schön langsam! Wir haben in Europa zwar Uhren, die Araber besitzen jedoch die Zeit. An der Passkontrolle viel auf, dass auf einmal alle Frauen die zuvor im Flugzeug noch relativ normal gekleidet waren, nun von Kopf bis Fuß mit schwarzen Tüchern vermummt waren. Das sagte mir endgültig, dass ich in einem streng religiösen Land angekommen war. Im Flugzeug wurde ich kurz vor der Landung schon darauf  vorsichtig vorbereitet: "Werte Fluggäste, Saudi Arabien ist ein streng religiöses Land. Bitte beachten Sie dass bei der Einreise Alkohol, Schweinefleisch und pornografische Schriften und Bilder nicht eingeführt werden dürfen! Wir werden aus diesem Grund jetzt alle Zeitschriften, die sich an Board befinden einsammeln. Bitte helfen Sie uns..." Was nützen die strengsten Gesetzte, wenn das Einhalten dieser nicht wirklich streng bei der Einreise kontrolliert wird? Der Zöllner guckte mir nur flüchtig ins Gesicht ob ich auch derjenige bin, der im Pass steht und die Koffer wurden kurz vorm Ausgang nochmal flüchtig durchleuchtet... Und ich mache mir vorher so einen Aufwand und habe extra alle Daten von meinem Rechner auf eine externe Festplatte überspielt, die jetzt zu Hause rum liegt. Aber Sicher ist Sicher! Nicht dass ich euch noch zu meiner Steinigung einladen muss. Am Flughafenausgang wartete auch schon der firmeneigene Fahrer auf mich, um mich zu meiner Unterkunft zu fahren. Ein sehr netter Inder, der mir geholfen hat die "Kofferträger" wieder loszubekommen, die wie Scheisshausfliegen an mir klebten und nun um ein Trinkgeld (Please, Baqschisch, Baqschisch!!!) bettelten. Wir fuhren laut des Fahrers Meinung: bei "wenig" Verkehr, der mir jedoch wie der Berliner Berufsverkehr vorkam und jeder der schon einmal zur Rushhour in Berlin im Stau stand, der weiß wovon ich rede, fuhren wir zum Ausländer-Village- wo ich jetzt gerade sitze und euch schreibe. Umgeben von einer meterhohen Mauern mit Stacheldraht bestückt und bewacht von Sicherheitspersonal mit Maschinengewehren stehend an der Eingangsschleuse, ungefähr so groß wie der Heidepark Soltau, wohne ich
in einer kleinen Villa mit 2 Schlafzimmern, einem Wohnzimmer, einem Bad und einer Küche. Nebenan wohnt auch gleich ein weiterer Praktikant aus Deutschland, der an der TU in Dresden studiert und mir schon so einiges Gutes über das Praktikum erzählt hat - von Tauchtouren im Roten Meer bishin zu  Wüstenausflügen mit dem Firmenchef und seinen arabischen Freunden. Jetzt kneift mich mal bitte jemand ob ich träume oder ob das hier alles real ist. Apropos träumen, ich finde das ist jetzt ein guter Zeitpunkt um ins Bett zu gehen. Ich verabschiede mich heute vorerst von euch und werde die kommenden Tage wieder was von mir hören lassen. Bis dahin alles Gute! Euer Quargi - Das Abenteuer hat begonnen.