Mittwoch, 29. Dezember 2010

Kapitel 1: Das Abenteuer beginnt

Mhhhm... wo fange ich denn am besten an? Immerhin ist das hier mein allererster Blog. Ich schreibe einfach auf was mir gerade in den Kopf kommt. So macht man das doch, wa? Und wers nicht lesen will, der kann ja einfach in der rechten oberen Ecke auf das kleine Kreuz klicken....Ich hätte jetzt voll Bock auf ein schönes goldbraunes kross gebratenes Schnitzel mit Pommes und ner Zitronenscheibe drauf, dazu ein eiskalt gezapftes Pils. Düdüm - ich bin ja heute um 17:55 Uhr (19:55 Uhr nach Saudi-Zeit) in einem Königreich gelandet, wo ich auf sowas für die nächsten vier Monate verzichten muss. Ihr haltet mich sicher für verrückt. Wer geht denn schon freiwillig in die Wüste, verzichtet auf Alkohol, Frauen und andere tolle Dinge, die uns in unserer westlichen Welt erst recht Spaß machen? Vielleicht muss man erst einmal fort gehen, um zu begreifen wie gut man es zu Hause doch eigentlich hat. Und vielleicht bin ich auch ein bisschen verrückt.

Das Abenteuer begann heute morgen bei -15°C in Moritzburg. Die Fahrbahn auf dem Weg zum Flughafen war so stark vereist, dass man locker eine Partie Curling darauf hätte spielen können. Nichtsdestotrotz bin ich gesund und munter am Dresdner Flughafen angekommen und wurde noch von meinen Liebsten verabschiedet. Der Flieger nach Frankfurt hob pünktlich ab. Und eigentlich gibts über diesen Flug auch nichts Besonderes zu berichten. Aber ein bleibender Eindruck ist mir dann doch noch geblieben. Ich habe noch nie im meinem Leben so viel Schnee auf einmal von der Luft aus gesehen. Frau Holle hat ganze Arbeit geleistet und keinen Fleck ausgelassen. Von Dresden bis zum Erzgebirge und von Leipzig bis zum Harz war alles mit einer glitzernd-weissen Schneedecke überzogen. In Frankfurt stieg ich dann in die große Maschine. Ein modernes Teil sag ich euch - mit Touchscreen-Fernsehern in den Kopfstützen, wo einem ein Multimediaprogramm vom Allerfeinsten geboten wurde. Schade dass die Flugzeit nur 4 1/2 Stunden betrug, sonst hätte ich mir noch viel mehr Spielfilme, TV-Serien und Musicchannels reingezogen. Den Flieger hatte ich fast für mich allein. In einem Jumbojet wo normaler Weise knapp 400 Passagiere Platz finden, saßen gerade mal eine Busladung voll. Ich konnte mich auf meinem Platz schön ausbreiten und hab das Boardpersonal gut auf Trab gehalten. Dank der sehr aufmerksamen Crew (Getränke bis zum Abwinken, ein Snack hier ein warm gemachtes Frischetuch dort...) verging die Zeit wie im Flug. Wir sind über die Alpen, nach Kroatien, über Kreta, Richtung Kairo, dann immer am Nil entlang und zu guter Letzt übers Rote Meer nach Jeddah geflogen. Leider war bei der Landung alles schon stockduster sonst hätte ich euch ein Vorher-/Nachherbild (Schnee vs. Sand) gemacht. Im Flughafengebäude musste ich dann noch durch die Passkontrolle und wer schon einmal in einem orientalischen Land war, der weiß, dass die Uhren dort anders ticken. "Schwayya Schwayya" was so viel heißt wie: Immer schön langsam! Wir haben in Europa zwar Uhren, die Araber besitzen jedoch die Zeit. An der Passkontrolle viel auf, dass auf einmal alle Frauen die zuvor im Flugzeug noch relativ normal gekleidet waren, nun von Kopf bis Fuß mit schwarzen Tüchern vermummt waren. Das sagte mir endgültig, dass ich in einem streng religiösen Land angekommen war. Im Flugzeug wurde ich kurz vor der Landung schon darauf  vorsichtig vorbereitet: "Werte Fluggäste, Saudi Arabien ist ein streng religiöses Land. Bitte beachten Sie dass bei der Einreise Alkohol, Schweinefleisch und pornografische Schriften und Bilder nicht eingeführt werden dürfen! Wir werden aus diesem Grund jetzt alle Zeitschriften, die sich an Board befinden einsammeln. Bitte helfen Sie uns..." Was nützen die strengsten Gesetzte, wenn das Einhalten dieser nicht wirklich streng bei der Einreise kontrolliert wird? Der Zöllner guckte mir nur flüchtig ins Gesicht ob ich auch derjenige bin, der im Pass steht und die Koffer wurden kurz vorm Ausgang nochmal flüchtig durchleuchtet... Und ich mache mir vorher so einen Aufwand und habe extra alle Daten von meinem Rechner auf eine externe Festplatte überspielt, die jetzt zu Hause rum liegt. Aber Sicher ist Sicher! Nicht dass ich euch noch zu meiner Steinigung einladen muss. Am Flughafenausgang wartete auch schon der firmeneigene Fahrer auf mich, um mich zu meiner Unterkunft zu fahren. Ein sehr netter Inder, der mir geholfen hat die "Kofferträger" wieder loszubekommen, die wie Scheisshausfliegen an mir klebten und nun um ein Trinkgeld (Please, Baqschisch, Baqschisch!!!) bettelten. Wir fuhren laut des Fahrers Meinung: bei "wenig" Verkehr, der mir jedoch wie der Berliner Berufsverkehr vorkam und jeder der schon einmal zur Rushhour in Berlin im Stau stand, der weiß wovon ich rede, fuhren wir zum Ausländer-Village- wo ich jetzt gerade sitze und euch schreibe. Umgeben von einer meterhohen Mauern mit Stacheldraht bestückt und bewacht von Sicherheitspersonal mit Maschinengewehren stehend an der Eingangsschleuse, ungefähr so groß wie der Heidepark Soltau, wohne ich
in einer kleinen Villa mit 2 Schlafzimmern, einem Wohnzimmer, einem Bad und einer Küche. Nebenan wohnt auch gleich ein weiterer Praktikant aus Deutschland, der an der TU in Dresden studiert und mir schon so einiges Gutes über das Praktikum erzählt hat - von Tauchtouren im Roten Meer bishin zu  Wüstenausflügen mit dem Firmenchef und seinen arabischen Freunden. Jetzt kneift mich mal bitte jemand ob ich träume oder ob das hier alles real ist. Apropos träumen, ich finde das ist jetzt ein guter Zeitpunkt um ins Bett zu gehen. Ich verabschiede mich heute vorerst von euch und werde die kommenden Tage wieder was von mir hören lassen. Bis dahin alles Gute! Euer Quargi - Das Abenteuer hat begonnen.